Die anfängliche Skepsis ist längst verflogen. Wer heute im Kanton St.Gallen von Nachwuchsförderung spricht, kommt an den vom kantonalen Fussballverband organisierten Nachwuchsstützpunkten nicht mehr vorbei.
Was sich seit Jahren bei den Knaben bewährt, wird nun auch flächendeckend bei den Mädchen fortgesetzt. Dazu erklärt Bruno Thöni, Technischer Leiter beim St.Galler kantonal Fussballverband: «Nach den bestehenden Mädchen-Stützpunkten in St.Gallen, Rapperswil-Jona und Mels/Trübbach sind in diesem Jahr weitere in den Regionen Fürstenland/Wil sowie Rheintal-Bodensee hinzugekommen.» Dem Verband geht es auch darum, den talentiertesten Mädchen ein zusätzliches Training anzubieten.
Diese Möglichkeit werde vom Verband auch deshalb angeboten, weil der Zulauf im Mädchenfussball weiterhin sehr erfreulich ist. Dieser dürfte im Hinblick auf die EURO der Frauen, die im kommenden Jahr in der Schweiz stattfindet und als Zugpferd für den Frauenfussball hierzulande verstanden werden soll, noch weiter zunehmen.
Bei einem Besuch auf der Sportanlage Rüti in Henau erklärt Bruno Thöni, wie die Stützpunkte organisiert sind und wie sie die Vereine unterstützen. «Uns geht es darum, alle Regionen abzudecken, damit keines der Talente durch das Netz fällt.»
Trainings auf hohem Level
In den fünf Stützpunkten fänden die Trainings alle auf dem gleichen Level statt, wodurch auch die Vereine und deren Trainer profitieren könnten. Der Technische Leiter spricht von Einheiten mit hoher Qualität. Für ihn ist es wichtig, dass die Trainerinnen und Trainer der Stützpunkte gut ausgebildet sind. «Die Mindestanforderung ist das C plus, viele haben sogar das B-Diplom.» Nebst den Trainings gebe es unter den Stützpunkten Spiele in Turnierform.
An besagtem Mittwochnachmittag wird die rund 90-minütige Trainingseinheit von Julian Dominguez und Barbara Krucker geleitet. Dominguez ist gleichzeitig Trainer bei den Juniorinnen C11 beim FC Uzwil. Krucker trainiert zum einen noch ein Juniorinnenteam beim FC Wil, zum anderen ist sie Captain bei den Wiler Frauen, die an der Schwelle zur Women’s Super League standen, in den Auf-/Abstiegsspielen aber scheiterten. Beide haben somit sowohl Erfahrung auf Stufe Verband als auch auf Vereinsebene und kennen die Abläufe auf beiden Seiten. Für den Verband trainieren sie auf der Henauer Rüti die Mädchen FFM11 bis FFM13.
Vereine gaben den Anstoss
Wie ist das Angebot bei den Vereinen angekommen, auch die Mädchen mit Stützpunkten zu fördern? «Sehr gut», erklärt Thöni. Und weiter: «Unsere Knaben-Stützpunkte haben mittlerweile einen derart guten Ruf, dass man weiss, wer im Fussball weiterkommen möchte, schickt seine Talente in die Stützpunkte.» Es sei doch schön, dass es diese Möglichkeit nun auch bei den Mädchen gebe.
Wobei die Vereine den Wunsch geäussert hätten, dass es auch bei den Mädchen so etwas gibt. Der Ablauf ist derselbe, wie bei den Knaben: Die Vereine melden die Talente dem Verband, welche dann in den Stützpunkten gesichtet werden. Zurzeit sind es im Kanton St.Gallen gut 100 Mädchen, die in den Stützpunkttrainings gefördert werden. Die Besten wiederum fänden Aufnahme im Future Champs Ostschweiz (FCO) in St.Gallen. Wer nach oben möchte, muss diesen Weg beschreiten.
Nur die Besten schaffen es an die Spitze
Thöni ist sich bewusst, dass es nur die besten Mädchen ganz an die Spitze schaffen. «Wer es nicht schafft, kehrt oftmals zu seinem Stammverein zurück, dadurch können alle profitieren.» Dabei verhehlt der Technische Leiter des kantonalen Verbandes nicht, dass die Führung der Vereine offen gegenüber dem «Modell» Stützpunkte sein müssen. «Wir können nur gemeinsam die nötigen Strukturen bauen, damit die Talentschmiede in der Ostschweiz nicht versiegt.» Die Spitzenteams St.Gallen und Rapperswil-Jona (beide Women’s Super League) sowie Wil (NLB) seien auf guten Nachwuchs angewiesen. Bruno Thöni meint abschliessend: «Die Stützpunkte der Buben sind längst den Kinderschuhen entwachsen, soweit möchten wir auch mit den Mädchen kommen.»